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Vom 26.3. bis zum 31.3.2023 begab sich mein Deutsch Leistungskurs auf Studienreise nach Weimar.

Weimar steht wie keine andere Stadt für Goethe, Schiller und die zahlreichen anderen Dichter und Denker ihrer Zeit und dementsprechend waren die Erwartungen hoch. Was ist das für ein Ort, der so viele Geister inspiriert und motiviert hat? Allein auf der Zugfahrt von Erfurt nach Weimar bemerkte man die wunderschöne Natur: Hügel, auf denen die ersten Vorboten des Frühlings blühten und weidendes Vieh an Bächen und Tümpeln. Als wir dann in Weimar auf den Bahnhofsvorplatz traten wurde man zugleich mit der unschönen Geschichte des Ortes konfrontiert. Wir liefen auf dem Weg zu unserer Herberge an Zeitzeugentafeln vorbei, die überall in der Stadt aufgestellt sind und darauf aufmerksam machen, dass neben den Dichtern und Denkern vergangener Zeit auch die Rolle Weimars zur NS-Zeit ein wichtiger Teil der Geschichte ist, der niemals vergessen werden darf.

Der Besuch des KZ Buchenwald gehörte für mich zu einem der eindrucksvollsten Erlebnisse in Weimar. Er stand im starken Kontrast zum Theaterworkshop, den unser Kurs im Nachhinein machte. Sobald es an diesem Tag ruhiger wurde und wir Zeit für uns hatten, wurde mir bewusst, wie wir heute leben, was wir wertschätzen können und vor allem, was wir schützen müssen. Adia und ich hörten im Saal, in dem der Einführungsfilm für die Besucher gezeigt wurde, zufällig ein Gespräch Gleichaltriger. Uns wurde klar, dass ein respektvoller und ehrfürchtiger Umgang an einem solchen Ort, keinesfalls selbstverständlich ist. Im Nachhinein redeten wir lange über den Umgang der verschiedenen Generationen mit dem Thema der NS-Zeit. Meine Generation hat einen distanzierten Blick auf diese Zeit, wir haben sie nicht selbst miterlebt und nur sehr wenige kennen Zeitzeugen. Es ist ein weiterer Punkt, der sich unter die vielen historischen Ereignisse in unserem Geschichtsbuch reiht. Meine Generation scheint vergessen und verdrängen zu wollen, oft hört man junge Menschen fragen, was sie den mit dem Thema zu tun haben, sie würden schließlich nicht die Schuld an diesem Teil unserer Geschichte tragen. Auch vor Ort hörte ich eine Mitschülerin fragen, warum wir denn immer wieder in diese Gedenkstätten gehen, wir wüssten schließlich alle, was geschehen ist. Wir scheinen vergessen und verdrängen zu wollen und eine gewisse Gleichgültigkeit mit uns zu tragen. Doch genau aus diesem Grund sind solche Besuche, wie die der Gedenkstätte in Buchenwald essenziell. Gerade wegen immer wieder stark werdenden politischen Extrema ist es wichtig sich bewusst zu werden, welche Verantwortung wir tragen. Keine Schuld, sondern Verantwortung, Verantwortung vergangenes nicht wieder geschehen zu lassen und an bestehenden Systemen, als auch den kommenden zu zweifeln und sich selbst, sowie gehörtes stetig zu reflektieren.

Während der Recherche für meinen Vortag konnte ich mir ein Bild der Gesellschaft von Weimar zu Zeiten von Goethe und co machen. Vor allem der Theaterbesuch im Gewölbe, als auch die vielen Vorträge meiner Mitschüler*innen und Besichtigungen (des Goethe Wohn- und Gartenhauses, des Schillerhauses, der Bibliothek, usw.) halfen mir mein Bild von Goethe als Person, als auch von Weimar als Ort der kreativen Zusammenkünfte und Inspiration, zu vervollständigen. Auch die Zeit, in der wir allein unterwegs sein durften, war für mich sehr lehrreich. Wir bekamen einen Einblick in das Tag- und Nachtleben und die Kultur des heutigen Weimars, welches in seiner Architektur, gemischt mit verschiedensten Elementen aus den Epochen, absolut beeindruckend ist. Selten habe ich an einem Ort versammelt so viele atemberaubende Fassaden gesehen, wie in der Stadtmitte von Weimar. Doch auch hier herrscht ein starker Kontrast, während Weimars Innenstadt, das perfekte Örtchen für Touristen mit kulturellen, als auch Verkäufern mit kommerziellen Interessen ist, so hat die Stadt auch ihre weniger perfekten Gegenden. Bewegt man sich auf die äußeren Ecken zu, so wird einem hier die Schere zwischen arm und reich bewusst, die in der fast schon perfekt inszenierten Stadtmitte kaum bemerkbar ist.

Trotz dessen ist Weimar verständlicherweise ein Touristenmagnet. Es ist immer noch ein Ort voller Kultur. Ich hatte die Möglichkeit in der Anna Amalia Bibliothek Gemälde von Cranach dem Jüngeren und dem Älteren zu skizzieren und kam dabei ins Gespräch mit einer Angestellten des Museums, von der ich Neues über die Künstler und ihre Werke lernte. Noch besser wurde es, als ich ins neue Museum von Weimar ging, dort befinden sich einzigartige Werke des Realismus, Impressionismus und Jugendstils. Ich fand Gemälde von Max Beckmann und Moritz Melzer, die mich stark beeindruckten und unterhielt mich mit einem Einheimischen Kunst Fan über die dortige Künstlerszene. Abends sahen wir dann sowohl das ruhige Weimar im Park an der Ilm, als auch das aktive und überraschend alternative Nachtleben der Weimarer. In einem kleinen Antiquitätengeschäft stießen wir auf ein, für uns sehr überraschendes Band von Goethe. Es handelte sich hierbei um erotische Gedichte des Genies. Um ehrlich zu sein schockierte und amüsierte diese teils vulgäre Werkesammlung uns prächtig. Der Dichter, der für uns zuvor hauptsächlich mit Werken wie dem Heidenröslein oder dem Maifest assoziiert wurde, rückte nun in ein völlig anderes Licht.

Die Vorträge meiner Mitschüler*innen halfen mit sehr, mein Bild von der Stadt, als auch ihren Persönlichkeiten auszubauen. Zwar hätte ich von der Stadtführung zu Beginn etwas mehr erwartet, war aber vor allem von der vorgetragenen Ballade (Der Handschuh von Friedrich Schiller), als auch dem Sketch (den ich zwar nicht direkt, aber dafür mehrmals in seiner Probe sehen konnte), beeindruckt. Der Sketch wiederholte auf witzige Art und Weise vieles von dem bereits Gelernten und brachte Schiller und seine Werke in einen neuen modernen Kontext. Aus jetziger Sicht sind mir die Vorträge von S. zum Goethe Gartenhaus und von L. zum Wohnhaus von Schiller am meisten in Erinnerung geblieben.

Abschließend lässt sich sagen, dass ich die Studienfahrt nach Weimar sehr aufschlussreich fand. Die Stadt hat mir gut gefallen und ich kann mir vorstellen dort noch einmal hinzureisen. Ich konnte mein domänenspezifisches Wissen erweitern und hatte viel Spaß mit meinen Mitschüler*innen.

Vielen Dank für die großartige Organisation und das Ermöglichen der Studienreise.

Bericht: Hanni Klemm
Bilder (18): A. Drechsler

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