O Himmel! Wie belog der Bösewicht mich!

Das Klassenzimmerstück „Scherben“ der Uckermärkischen Bühnen hinterlässt Spuren

Am 18.11.2025 waren die Uckermärkischen Bühnen einmal wieder zu Gast bei uns. Anlass gab die moderne Inszenierung des „Zerbrochenen Krugs“ von Heinrich von Kleist. „Scherben“, geschrieben von Lily Kuhlmann, erzählt aus Eves Sicht und gibt damit der Figur eine Stimme, welche bei Kleist kaum eine Stimme erhält. Mit minimalistischen Mitteln wird der Klassenraum zur Bühne, neben Reflexionen Eves auf einer Metaebene in Alltagssprache greift die freie Inszenierung über weite Strecken auf die originalen Texte Kleists zurück. Die Klassen 11a, 11b, 12BG und 12JA verfolgten das Stück mit großer Aufmerksamkeit. Anna Luise Barth spielt fünf Rollen im Wechsel und zeigt damit beeindruckendes schauspielerisches Können. Das auf der Bühne verhandelte Thema sexualisierter Gewalt steht im Nachgespräch, mit besonderem Geschick moderiert von Franz Kießling, im Mittelpunkt.

Einige Stimmen von Schüler*innen konnte ich einfangen und möchte sie gerne, wie die Scherben eines Kruges, zu einem Bild zusammensetzten: Eine Schülerin hat besonders hervorgehoben, dass die Rolle von Eve realistisch sowie in Teilen modern dargestellt werde. Eves Emotionen seien spürbar geworden. Zudem sei besonders deutlich geworden, wie hektisch die Situation gewesen sein muss, in der Adam den Krug zerbrach. Eine andere Schülerin hebt hervor, dass das Stück eine andere Sichtweise zum Geschehen schaffe, die so im Werk nicht zu finden sei. Die Unterdrückung Eves werde so klar dargestellt, der Machtmissbrauch durch Adam damit unübersehbar.

Es sei einmal eine andere Sichtweise auf den „Zerbrochenen Krug“ und Eve gewesen und damit seien auch neue Gedanken zu dem Stück hervorgerufen worden. Vor allem die Interpretation bezüglich Eves Sicht seien für eine weitere Schülerin etwas, worüber man noch gar nicht nachgedacht habe. Das Stück beschreibe insbesondere Eves Perspektive differenziert und verdeutliche die innere Zerrissenheit zwischen Wahrheit und Lüge. Das Ende hebe sich vom Original deutlich ab und schaffe Bewusstsein für Ungerechtigkeit und Machtmissbrauch in unserer heutigen Gesellschaft. Ein sehr intensives Stück, ergänzt eine weitere Rückmeldung das Schüler*innen-Feedback.

Besonders wertvoll sei, dass Eve durch das Stück eine Geschichte bekomme, die auch mit dem Heute verbunden wird und die Thematik der sexualisierten Gewalt auch unter dem Prinzip der Parteilichkeit behandele. Besonders wichtig erscheint auch der Hinweis eines Schülers, dass dieses Stück ihm ermögliche, die Bedeutung des Stückes „Der zerbrochene Krug“ für die Gegenwart zu sehen. Was bleibt? Alle Menschen stehe das Recht auf Gerechtigkeit zu. Die Scham müsse die Seite wechseln. Das werde deutlich. So bringt es eine Schülerin der 12JA elegant auf den Punkt.

Bericht und Fotos (8): Frau Steuber

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