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Von wegen staubig: Ein Klassik-Walk mit Gegenwartsbezug

Am 11. April waren wir, die 11JA und die 12BG, auf den Spuren der Klassik in Berlin-Mitte unterwegs. Dank Michael Bienert, der sich zurecht selbst als „Berlinologe“ bezeichnet, mussten wir allerdings nicht selbst nach Spuren suchen. Der Klassik-Walk gestaltete sich wie folgt: Herr Bienert erwartet uns am Brandenburger Tor und unternimmt mit uns passend zur 2. Qualifikationsphase des Deutschcurriculums einen zweistündigen Stadtrundgang zum Thema „Menschenbild in Zeiten der Klassik“.

Wir verweilen zunächst am Brandenburger Tor, wo wir erfahren, dass sich Friedrich Wilhelm II. (preußischer König) mit der Gestaltung des Tores nach dem Vorbild der Akropolis in Athen mit Perikles verglich. Perikles stand als einer der führenden Staatsmänner Athens und der griechischen Antike im 5. Jahrhundert v. Chr. für eine kluge Bündnispolitik, verbunden mit einer langen Friedenszeit und für die Vorherrschaft Athens im Attischen Seebund. Ganz in diesem Sinne war der ursprünglich für das Tor gewählte Name „Friedenstor“.

Schließlich lernen wir die Goethe-Statue im lauschigen Tiergarten kennen und sprechen über die Persönlichkeit Johann Wolfgang von Goethes. Goethe war kein „Großstadt-Mensch“. Im Mai 1778 reiste Goethe mit dem Herzog von Sachsen-Weimar-Eisenach nach Berlin. Es ist und bleibt zeit seines Lebens seine einzige Reise in die (damals) preußische Hauptstadt. Herr Bienert zitiert dann und wann passende Zeilen aus Goethes Tagebuch, welches Auskunft über die Personen, Orte, Termine und Zeiten seines Aufenthaltes gibt.

An der Holocaust-Gedenkstätte stellt der Berlinologe Zusammenhänge zwischen dem Menschenbild der Klassik und dem Menschenbild der Nationalsozialisten her. Er gibt zu Bedenken, dass die Errungenschaften des Menschenbildes im Zeitalter der Klassik, wo Menschen nicht nach religiöser Zugehörigkeit oder Herkunft bewertet wurden, von den Nationalsozialist*innen negiert wurden, um ihre menschenverachtende Ideologie, die im Massenmord gipfelte, zu legitimieren. Schließlich suchen wir das Wohnhaus der Jüdin Rahel Varnhagen auf. Diese gilt als „Netzwerkerin“. Die kulturell aufregendsten Orte in Berlin am Ende des 18. Jahrhunderts waren Salons junger Jüdinnen.

Hier trafen Menschen zusammen, um zu diskutieren. Um 1800 überstrahlte Rahel Levins Salon wohl alle anderen. Wir erfahren von „Hinterhoftheatern“, erhaschen einen Blick auf die sich aktuell auf einer Baustelle befindlichen Schiller-Statue, nehmen die Freundschaft von Goethe und Schiller unter die Lupe und laufen schließlich zum Bebelplatz, wo die Stadtführung mit Bezugnahme auf die Bücherverbrennung im Jahre 1933 endet. Denn in der Mitte dieses Platzes verbrannten Student*innen 20.000 Werke freier Autor*innen.

Herr Bienert erinnert an das Zitat Heinrich Heines aus dem Jahr 1820: „Das war ein Vorspiel nur, dort, wo man Bücher verbrennt, verbrennt man am Ende auch Menschen.“ Zudem macht er und auf das in den Boden eingelassene Denkmal des israelischen Künstler Micha Ullman aufmerksam: Ein großer unterirdischer Raum, der in den Bebelplatz eingelassen ist.

An den Wänden des vollständig weiß getünchten Raumes befinden sich leere Regale für 20.000 Bände. Eine Glasplatte in der Pflasterung ermöglicht Besucher*innen den Einblick. Unser großer Dank gilt Herrn Bienert unser seiner tiefen Kenntnis sichtbarer und weniger sichtbarer Spuren der Literaturgeschichte in Berlin. (Theresa Drechsler, Vanadis Buhr und Ulla Steuber)

Bericht und Bilder (7): Frau Steuber

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